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Lingua Russka

September 2, 2011

Bin gerade in Vanadzor angekommen, nach einer halben stunde tuckerfahrt durch die armenische Schweiz um Dilijan (google!).
Vor zwei Tagen bin ich in Yerewan hochgestiegen auf einen gruen eingezeichneten Park, der sich als trockener steiler Berghang erwiesen hat. Dort oben ist die Gedenkstaette des Genozid an die Armenier rund um den ersten Weltkrieg und frueher, weswegen Armenien Tuerkei immer noch Vorwuerfe macht, Tuerkei aber die Tat verleugnet und Armenien die Grenzen schliesst. Ich denke ich habe falsch gehandelt, als ich fragte, ob nicht eine Postkarte mit Ararat zu finden ist. Den Ararat kann man praechtig nah sehen, doch unerreichbar, da er der Tuerkei gehoert. Es gibt ein ewiges Feuer behuetet von 12 grossen Steinbloecken, symbolisch fuer die verlorenen westarmenischen Provinzen, und aus dem Feuer ist ein klagender melancholischer Gesang einer Frau zu hoeren. Es ist ein wahres Gaensehauterlebnis, man kann den Schmerz des Volkes in den Adern spueren.
Gestern bin ich von Yerewan nach Sewan aufgebrochen, der Badestaedte Armeniens. Dort veraendert sich WIRKLICH das Wasser von Farbe zu Farbe. Es hat mich ein wenig an den Baikalsee erinnert, das wasser war klar, die Landschaft so aehnlich rau, aber nicht gar so kalt. Und sie haben auch ihren speziellen Fisch, Ischchan genannt, habs nicht hinbekommen den zu probieren, staddessen mich mit einem hackfleischdoener am Strand begnuegt. Leider waren alle Marschrutkas schon frueh aufgebrochen, deswegen bin ich nach Dilijan getrampt, auch mit einem voll mit Aepfeln beladenen Auto. Posle tunel ftoroj mir, nach dem Tunnel veraendert sich die Landschaft von trocken zu feucht, die Armenische Schweiz, bloss mit Laub- statt Nadelbaeumen. Ich hab versucht Internettstaedte zu finden, zwar ist das Lonely Planet gut, aber es muss sich immer wieder erneuern, um mit dem Sterben und Geborenwerden von Orten mitzuhalten (In Vanadzor hiess das gesuchte Internetcafe „reborn“, aber es war gestorben). Mich gabelte ein Touristenfuehrer auf, und brachte mich zu seinem Kollegen zum schlafen (fuer 10Euro). Ich hatte ein edles Doppelbett, bei der morgigen Hinbringung zum Bus nach Vanadzor stellte sich der Typ als Taxifahrer heraus und ich musste nochmal blechen. Es stimmt, kaukasier koennen keine palatale, also armenier (ich denke kabardiner koennen diese), wie letztes Semester im Russischsprachwissenschaftskurs ausgelacht wurde. Als er naemlich „dzingi“ sagte musste ich nachfragen, und er wurde wuetend, bis ich verstand, was alle wohl wollen: „djengi“, geld. Hier kann jeder Taxifahrer werden und sich ein schildchen aufschrauben auf seine Karre. Weiter gings mit dem Bus bis Vanadzor, wo ich bin. Hier muss ich warten bis sich einer von Couchsurfing meldet, oder ich uebernachte in dem sowjetischen Schuppen, wies von Lonely Planet empfohlen wurde. Irgendwie merkt man immer noch die postsowjetische Zeit und den Einfluss des Russischen. Schilder sind entweder auf armenisch oder Russisch geschrieben, ich beginne schon Armenisch lesen zu koennen, da man sonst Strassennamen nicht erkennt. Irgendwie noch ein Traum der Lingua Franca, zumal noch die meisten Charts auf Russisch sind und den obersten Kitsch ablassen. Ich finds irgendwie ueberholt, aber anscheinend muss das hier echt hip sein! Ich will irgendwie raus aus armenien, die sprache hoert sich ein wenig matschig an, auch wenn sie sehr interessant fuer die Indogermanistik ist, wie kann nur ein idg. „*dw-“ zu arm. „erk-“ mutieren? Komische Anomalien.

HEute ist wieder Schulanfang und alle Kinder haben schleifchen, und die maennchen anzuege, wie vor einem jahr in russland. Entweder zufall oder russischer Einfluss.

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7 Kommentare
  1. Marlon permalink

    dzingi =)

    Aber ja, das mit dem matschigen Armenisch kam mir auch schon in den Sinn. =)

    • matschig triffts wirklich. viele zisch- und affrikate ohne harten kern (ejektive), und schwas. da klingt grusinisch viel klarer

  2. PAPI permalink

    Anscheinend wirds jetzt richtig sprachlich und nicht nur kulinarisch, das war ja auch der Sinn der S(pr)ache.
    Ja nun ist schon wieder September, der gemeine Chilene bereitet sich mit aller Kraft auf deas alljährliche patriotische Saufgelage vor. Das wetter wird dadurch auch nicht besser.
    Ich mach mich am Sonntag aus dem Staub, bzw. aus dem feuchten kehricht.
    Hoffe, du hast doch ein paar Fotos machen können, die wir dann auch anschauen.
    Steig nicht zu fremden Frauen ins Auto ein, wer weiss, was die vorhaben.

    Weiterhin schönes Krusen

    PAPI

    • hier gibts glaub ich das billigste besaeufnis im laden was ich je gesehn habe, dennoch wie soll ich was nach deutschland bringen? ich ernaehre mich ausserdem seit ich in armenien bin unalkoholisch, die haben hier echt viele saefte und smoothies, die echt gut sind (auch mit himbeeren, lecker!)
      Vermiss dich schon ich hoff du hattest eine schoene Zeit!

    • hier gibts glaub ich das billigste besaeufnis im laden was ich je gesehn habe, dennoch wie soll ich was nach deutschland bringen? ich ernaehre mich ausserdem seit ich in armenien bin unalkoholisch, die haben hier echt viele saefte und smoothies, die echt gut sind (auch mit himbeeren, lecker!)
      Vermiss dich schon ich hoff du hattest eine schoene Zeit!

  3. Oh mein Freund, was wanderst du so weit und nimmst mich nicht mit?
    Ich doch erst zurueckgekehrt, werde durch deine Texte wieder in die Ferne gezogen!
    Naja noch bin ich hier am schoenen Werbelinsee doch kann nicht schwimmen gehen, so ist das harte Leben. Ich hoffe, du kommst wohlbehalten zurueck und nimmst mich mal mit auf deine Wanderungen durch die Tiefen der Sprachen und Laender.
    Dein joao

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